Aufbau einer Steuerberaterkanzlei (1/2) – Mitarbeiter, Gehalt, Büroräume

Wer als Steuerberater in eine bestehende Kanzlei kommt, sei es als Angestellter oder als Partner, setzt sich wortwörtlich ins gemachte Nest. Mandanten, Mitarbeiter, Büro inkl. Ausstattung… alles schon da. Wer als Gründer jedoch seine eigene Kanzlei gründet, muss sich eine komplett neue Infrastruktur aufbauen. Eine Grundlage ist das richtige Konzept zur Finanzierung.

Auf dem Weg zum Kanzleiinhaber

Wir haben uns in den einschlägigen Ratgebern kundig gemacht und auch bei den Steuerberatern nachgefragt, die als Gründer zu uns gekommen sind: Der Korridor für den initialen Kapitalbedarf für die Gründung einer Einzelkanzlei wird auf 5.000 bis 15.000 Euro geschätzt, wenn man sparsam sein möchte. Bei mehreren Partnern oder repräsentativen Räumlichkeiten ist ein mehrfaches möglich. Wir halten das für eine Auftaktfinanzierung für realistisch, wobei die eigenen Ansprüche nach oben ja keine Grenze kennen müssen.
Ganz wichtig: Was am Anfang in Büroausstattung, Hardware und Software investiert wird, sind einmalige sunk costs. Das Geld ist weg. Aber dann kommen ja noch die laufenden Kosten dazu: Büromiete, gegebenenfalls Mitarbeiter, Telefon und Internet, werbliche Maßnahmen, … von Privatentnahmen ganz zu schweigen. Das alles will erst einmal wieder verdient werden.
Überfliegen wir die wichtigsten Positionen (ohne dabei gleich in die Tiefen eines Business Plans zu dringen).

Mitarbeiter und Gehalt

Fangen wir bei Personalfragen an, weil sie auch massiv auf die nachfolgenden Punkte Einfluss nehmen.
Grundsätzlich besteht natürlich die Möglichkeit, als Einzelkämpfer alles allein zu machen. Das kann funktionieren. Aber besser wird der Kanzleiaufbau definitiv funktionieren, wenn erfahrenes Personal an Bord ist. Ein ausgebildeter Steuerfachgehilfe sollte es schon sein, damit die unvermeidbaren Aufbauschwierigkeiten vermieden und sämtliche Fristen eingehalten werden.
Die Frage der gewünschten Berufserfahrung und des möglichen Gehalts gehen dabei Hand in Hand – und die Grenzen setzen am Anfang die Kalkulation im Businessplan und die eigenen Ersparnisse. Ob (studentische) Hilfskräfte eine Option sind? Als Ergänzung kann das passen, wenn es um Arbeiten ohne fachliche Kompetenz geht.

Büroräume

Hier sind zwei Fragen zu beantworten: Wo mieten und wie ausstatten? Eine zentrale Lage in Metropolen wie München, Hamburg oder Frankfurt dürfte für die meisten Gründer unerschwinglich sein. Aber auch (Groß-)Städte wie Mönchengladbach, Coburg oder Saarbrücken rufen in den guten City-Lagen „interessante“ Mieten auf. Hier ist zwar mit einer größeren Klientenfrequenz zu rechnen und der Imagefaktor ist mutmaßlich höher. Aber ganz ehrlich: Wie groß ist die Laufkundschaft eines Steuerberaters?
Eine bessere Option ist es daher, sich in der Nähe seiner Zielgruppe anzusiedeln: Fast reine Wohngebiete sind dafür genau so geeignet wie Gebiete mit einem hohen Einzug von mittelständischen Gewerbetreibenden. Eine häufige Hürde ist die Parksituation, wer hier nichts zu bieten hat, verliert gegenüber dem Wettbewerb mit dem freien Parkplatz vor der Tür.
Zur Möblierung: Der Fachhändler für Büromöbel ist vielleicht etwas teurer, dafür sind seine Produkte auf den täglichen und langfristigen Einsatz ausgelegt. Das spricht jetzt nicht gegen selbst aufgebaute Schränke und Schreibtische vom Möbeldiscounter, um mal das andere Extrem zu nennen, ist aber eben eine Frage der Planung und Perspektive.
Wer es etwas günstiger und schneller angehen will: Business Center bieten flexible Bürolösungen für vergleichsweise kleines Geld. Ob bzw. wie ein solches Angebot zum Image passt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
 
Aufgrund der Länge haben wir den Beitrag gesplittet. Morgen geht es weiter mit den Themen IT und Telekommunikation, Marketing und Finanzierung bzw. Honorarmanagement.