Deutscher Factoring-Verband: Sprachrohr der Branche

In absoluten Zahlen klingt das erst einmal wenig: Vier neue Mitglieder konnte der Deutsche Factoring-Verband in den vergangenen drei Monaten begrüßen. In Relation gesetzt ist das jedoch ein vergleichsweise stürmisches Wachstum. Der Verband existiert bereits seit 42 Jahren und hatte bis Oktober 2015 nur 26 Mitglieder; das sind im Durchschnitt ca. 0,6 Beitritte pro Jahr. Mathematisch entsprechen diese zwölf Wochen also ungefähr der Entwicklung von sieben Jahren. Es gibt Gründe, warum der Verband einen solchen Zuspruch hat.

Breites Spektrum

Der Deutsche Factoring-Verband e.V. hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1974 zu der Branchenvertretung entwickelt. Allein im ersten Halbjahr 2015 (jüngere Zahlen liegen noch nicht vor) ging ein Umsatz von 100,5 Mrd. Euro durch die Kassen der Mitglieder. Eigenen Aussagen zufolge entspricht das weit über 90 % des verbandlich organisierten Factoringvolumens.
Operativ wird das ganze Spektrum an Service-Leistungen abgedeckt: Die einen Mitglieder können besonders gut banknahes reines Factoring mit hohen Volumina, andere ergänzen ihr Angebot um Einkaufs- und Lagerfinanzierung, dritte sind als Verrechnungsstelle die ausgelagerte Honorarabwicklung. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Kundenstruktur der aktuell 30 Mitglieder wider: von freien Berufen über den klassischen Mittelstand bis hin zu DAX-Konzernen.

Schutz und Förderung

In seiner Selbstdarstellung erklärt der Deutsche Factoring-Verband, was das oberste Verbandsziel ist: das Produkt Factoring „zu fördern und zu schützen“. Das überrascht nicht, schließlich entspricht dies dem Wesen eines jeden Verbands, der sich und seine Arbeit ernst nimmt. Den Mittelpunkt dieses obersten Zieles bildet vor allem die Sicherung fairer steuerlicher, rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die Branche.
Als weitere Aspekte werden Verantwortung für den Bereich der Aus- und Weiterbildung sowie Kommunikation und Imagepflege genannt. Seinen praktischen Ausdruck findet dieses Themenspektrum in den vier Arbeitskreisen Aufsicht/Compliance, Betriebswirtschaft, PR- und Strategie sowie Recht.
Durch den internationalen Bezug einiger Mitglieder berücksichtigt der Verband neben den nationalen Einflüssen durch den deutschen Gesetzgeber auch ausdrücklich internationale Einflüsse. Es verwundert daher nicht, dass der Deutsche Factoring-Verband selbst Mitglied in Verbänden ist, genauer: im Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. (www.bga.de) und in der EU Federation for Factoring and Commercial Finance (www.euf.eu.com).

Verankerung in der Öffentlichkeit

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Aus welchen Gründen hat der Verband einen solchen Zuspruch?
Als die Unternehmensfinanzierung in Deutschland noch fast ausschließlich über die Bank am Stammsitz lief, hatten alternative Finanzierungsformen einen schweren Stand. Factoring beispielsweise wurde in der Anfangszeit nicht so sehr als innovative Möglichkeit wahrgenommen, sondern als Option für schwächere Bonitäten. Heute ist die Verankerung in den Unternehmen und auch der Öffentlichkeit eine andere: Im Finanzierungsmix ist Factoring eine akzeptierte Alternative. Zu dieser positiven Grundhaltung haben seriös arbeitende Factoring-Unternehmen die Basis gelegt, aber nur ein Verband als zentraler Ansprechpartner kann eine entsprechende Breitenwirkung erzielen.

Regulatorischer Rahmen

Lange Zeit waren Factoringunternehmen vergleichsweise frei in ihrer Arbeit, sie flogen quasi unter dem Radar. Mit Inkrafttreten des Jahressteuergesetzes 2009 hat sich das jedoch geändert, ab diesem Zeitpunkt fielen sie erstmals unter die Begrifflichkeit Finanzdienstleistungsinstitute. Für den Großteil der Unternehmen bedeutete dies eigentlich nur, dass ihr bisheriges Handeln nachträglich durch verbindliche Regeln bestätigt wurde.
Aber was in der Gegenwart funktioniert, kann in der Zukunft sprichwörtlich in die Binsen gehen. Es hat sich schon häufiger gezeigt, dass richtige Initiativen des Gesetzgebers zu unbeabsichtigten Kollateralschäden führen. Angesichts einer stetig komplexer werdenden Welt können jedoch selbst die Branchenriesen mit Bilanzsummen im Milliardenbereich nur noch bedingt Einfluss nehmen.

Glaubwürdigkeit und Gewicht

Von daher ist es nur nachvollziehbar, dass Unternehmen aller Größen den Zusammenschluss suchen, damit der Deutsche Factoring-Verband im Dialog mit Politik und Gesellschaft als Sprachrohr der Branche auftreten kann. Es ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation: Der „Club der Großen“ im Verband gewinnt massiv an Glaubwürdigkeit und die Stimmen der kleinen Gesellschaften gewinnen an Gewicht.
Bis zum Jahresende wird der Verband sicherlich weiter wachsen.
 
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