Fundstück (zur Diskussion): ein „Taxbutler“ für die Steuererklärung

Ausgehend von einem Tweet von @NerdSteuer haben wir uns (mal wieder) im Netz umgeschaut. Wir waren auf der Suche nach einer App für die Steuererklärung und sind mit „Taxbutler“ fündig geworden. In zwei Fällen waren das „false positives“, aber ein Fall aus Deutschland sticht heraus. Er hat das Potenzial, die Branche der Steuerberater zu verändern. Die Frage ist nur, wann und in welchem Umfang…

Vom Tweet zur Suche zu ersten Ergebnissen

Angefangen hat alles am 6. März mit diesem Tweet:

Da haben wir uns dann gefragt: Hm, welche App könnte das wohl gewesen sein? (Ja, direkt nachzufragen wäre auch zu leicht gewesen…) Wir haben da einige Ergebnisse gefunden, die uns nicht recht zufrieden gestellt haben, sind dabei aber auch auf den Begriff „Tax Butler“ gestoßen. Insgesamt dreimal, davon zweimal aber „ausländisch“ und (auf Basis der Ausgangsfrage) „unbefriedigend“:

  • Butler Tax and Accounting, eine in Salt Lake City (Utah) lizenzierte US-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
  • Tax Butler, eine in Bern ansässige Steuerberatung (?), die sich nur auf der englischsprachigen Variante ihrer Impressumsfreien Website so nennt und auf Deutsch „Steuerbutler“

Das dritte Ergebnis war dann aber ein Treffer:

  • Taxbutler, eine deutsche Smartphone-App, die für kleines Geld „Die Smarte Steuer­erklärung“ verspricht

Der genaue Blick auf Taxbutler

Hinter der App steht ein junges, laut Website https://taxbutler.de/ nur zweiköpfiges Team aus Ludwigsburg. Gleichwohl ist die fachliche Kompetenz grundsätzlich vorhanden: Gründer Matthias Raisch war zuletzt Führungskraft bei einer großen süddeutschen Versicherung und berufenes Mitglied in der Bundesfachkommission Steuern im Wirtschaftsrat Deutschland.
Sooo neu wirkt das Angebot beim oberflächlichen Blick jetzt nicht, schließlich gibt es gefühlt „seit ewig“ von diversen Anbietern Softwareprogramme zur Erstellung der Steuererklärung. Der Dreh liegt aber in der zeitgemäßen Umsetzung für die „Generation Smartphone“:

  • Die Anwendung läuft als mobile Applikation auf dem Smartphone der Kunden.
  • Der Nutzer fotografiert (nach Anmeldung auch unterjährig) alle relevanten Belege.
  • Per Software werden die Inhalte ausgewertet und geordnet, manuell wird der Dokumententyp ausgewählt (z.B. Rechnung oder Lohnsteuerbescheid).
  • Per Algorithmus wird aus allen Angaben und Belegen eine Steuererklärung erstellt, die ohne eigene Elster-Anmeldung an das Finanzamt geschickt werden kann.
  • Ob sie verschickt wird und ob erst dann die Kosten für die Nutzung anfallen, entscheidet der Nutzer ganz zum Schluss (wenn er die mutmaßliche Steuererstattung sieht).

Und die Auswirkung auf die Branche?

Beim Blick auf die Absatzzahlen von Smartphones im Vergleich zu PCs und Laptops zeigt die eine Kurve stetig nach oben und die andere nach unten. Ebenso steigen seit Jahren die Akzeptanz für Apps und auch deren Fähigkeit. So wie in den 1990er Jahren die Direktbanken aufgetaucht sind und eine Branche verstört haben, folgte vor rund zehn Jahren mit der Fidor Bank (deren Ansatz „Community Banking“ ist) eine Weiterentwicklung und neulich mit N26 eine Bank, die über das Smartphone gesteuert wird.
Insofern ist es also nicht ganz auszuschließen, dass auch die Steuerberater vor den gleichen Herausforderungen wie Rechtsanwälte stehen. Dort ist Legaltech das Schlagwort für alle Aufgaben, die sich per Algorithmus automatisieren lassen.
Die Frage ist nun: Wie schnell kommen die Innovationen auf die Branche zu? Wie stark werden diese Innovationen die Branche verändern? Wie reagieren Steuerberater darauf?